07.09.2024

NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause

Folge 15: Helft dem Rotkehlchen

Rotkehlchen Kathy Büscher, NABU Rinteln

Wohl der mit Abstand beliebteste Vogel der Deutschen ist einer mit roter Brust, jubilierend-lautem Gesang – sogar im Winter – und einem für die meisten völlig unbekannten Nistverhalten: das Rotkehlchen.

Die meisten Anfragen genau zu dieser Vogelart
„Übers Jahr gesehen erreichen den NABU bezogen auf Vogelarten wohl die meisten Anfragen genau zu dieser Vogelart“, berichtet Christoph Gath, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Essershausenn, der dazu selbst unzählige Gespräche führte. „Keine andere Vogelart scheint den Menschen so am Herzen zu liegen wie das Rotkehlchen. Das hat seine Hintergründe sicherlich darin, dass es recht vertraut zu sein scheint, an Futterplätzen ganzjährig auftaucht, einen auffälligen und sehr melodischen Gesang bietet und vielen einfach das Herz erwärmt“, vermutet Gath. „Es bleibt oft in der Nähe des Menschen, sogar beim Umgraben im Garten oder der Bepflanzung von Töpfen auf dem Balkon und versucht dann, schnell das eine oder andere Würmchen aus der frisch aufgetanen Erde zu ergattern.“

Rotkehlchen als Insektenfresser lieben Vielfalt,
„gern auch wilde Ecken und scheinbare Unordnung.“ Sie brüten in der Regel bodennah in Stängel- und Asthorsten, Holzstapeln, sogar Erdlöchern, Nischen in Mauerwerk und anderen geschützten Plätzen, mitunter sogar in Halbhöhlen-Nistkästen, wenn diese versteckt und niedrig angebracht werden. „Aber entscheidend für das Rotkehlchen ist die breite Nahrungsgrundlage – je vielfältiger, blüten- und deckungsreicher und damit insektenfreundlicher ein Garten ist, desto größer ist die Chance, dass sich dort ein Rotkehlchen ansiedelt“, fasst Gath zusammen. Der Bestand des Rotkehlchens beläuft sich bundesweit auf etwa 2,5 bis 4 Millionen Brutpaare. „Es ist zwar derzeit nicht gefährdet, aber das will nichts heißen“, mahnt der Naturschützer. Auch dieser Vogelart machten die Ausräumung der Landschaft, der Verlust an artenreichen Wegsäumen und Waldrändern, der Landschaftsverbrauch durch Überbauung und auch die Bejagung im Süden Europas zu schaffen, „die nach wie vor eine große Kulturschande ist“, wie der NABU-Mitarbeiter unterstreicht.

„Wer dem Rotkehlchen helfen will, kann dies auf vielfache Weise tun;
im eigenen Garten oder Kleingarten sollten möglichst nur heimische Bäume, Sträucher und Stauden gepflanzt werden, damit die Rotkehlchen und andere Piepmätze ausreichend Nahrung und Deckung finden. Besonders gut geeignet sind ein paar ‚wilde Ecken‘, zum Beispiel aus Reisighaufen, locker aufgeschichtet, und gern auch von Stauden oder Wildkräutern umstanden. Da darf dann auch schon mal die Brennnessel oder die Knoblauchsrauke hochkommen. Denn immer folgen auch Insekten – das Büffet der Rotkehlchen ist dann reichlich gedeckt“, sagt Christoph Gath. „Wer es versuchen möchte, dem Rotkehlchen einen Nistkasten anzubieten, sollte auf eine so genannte Halbhöhle zurückgreifen, die mit etwas Geschick aus Holz selbst gebaut oder aus dem sehr bewährten und witterungsbeständigen Material Holzbeton im Fachhandel gekauft werden kann. In diese Halbhöhlen ziehen mitunter auch andere ‚Mieter‘ wie Grauschnäpper, Sperlinge, Rotschwanz oder Bachstelze ein, deshalb sollten sie, wenn sie gezielt für das Rotkehlchen angeboten werden sollen, in nur mittlerer Höhe angebracht werden, am besten etwas ‚versteckter‘, und vor allem so, dass er von Katzen nicht leicht erreicht werden kann“, beschreibt der Naturschützer den praktischen Schutz für Rotkehlchen.

Tiere sollten ungehindert aus- und einfliegen können
„Immer wieder wird auch von Rotkehlchenbruten in abgelegenen Ecken von Schuppen und Carports berichtet. In manchen Fällen brüteten sie sogar in einer offen stehenden Mülltonne, ein anderes Mal in einem Werkzeugkasten. Wenn solche Bruten in Gebäuden festgestellt werden, sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass ein Fenster oder eine Tür offensteht, damit die Tiere ungehindert aus- und einfliegen können“, betont der NABU-Mitarbeiter.

Gegen den illegalen Vogelfang vorgehen
„Und wer Rotkehlchen über den eigenen Gartenbereich hinaus helfen möchte, sollte den NABU beziehungsweise die Naturschutzjugend NAJU unterstützen und dessen Naturschützer*innen, die seit Jahrzehnten mutig und oft ihr Leben riskierend in Südeuropa in ‚Zugvogelcamps‘ gegen den illegalen Vogelfang vorgehen, denn immer noch werden zahllose Piepmätze, darunter auch Rotkehlchen, dort in Schlagfallen, Netzen, auf Leimruten und auf andere Weise brutal getötet. Ein Wilderer brüstete sich einst gar damit, dass er ‚40 Rotkehlchen für eine Mahlzeit‘ brauche. Das kann nicht hingenommen werden! Auch viele andere Vogelarten sind betroffen, darunter auch gefährdete Arten“, zeigt sich der Naturschützer empört und hofft auf die Unterstützung vieler vogelliebender Mitmenschen.

Quelle: NABU Essershausen

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