22.12.2024

NABU-Tipps zur Artenvielfalt zuhause

Folge 22: Dem Mönch im Garten helfen, den es immer seltener in den Süden zieht – die Mönchsgrasmücke

Mönchsgrasmücke Dorothea Bellmer

Da rieben sich selbst erfahrene Vogelkundler die Augen, als in den 60er-Jahren im Süden Großbritanniens immer öfter eine Zugvogelart mitten im Winter auftauchte, die eigentlich bereits im sonnigen Süden des Mittelmeerraumes oder Afrikas hätte sein sollen. Und auch hier bei uns entdecken vogelbegeisterte Menschen zwischen Borkum und Harz ebenjenen Vogel am Heiligen Abend oder an Silvester am Futterplatz auf dem Balkon oder im Garten – die Mönchsgrasmücke.

Denn die Mönchsgrasmücke stellt ihr Zugverhalten um
– wie sehr, wird sich auf lange Zeit zeigen müssen. Der NABU Essershausen möchte deshalb über diese spannende Vogelart informieren sowie Tipps zur Beobachtung geben – gerade zur bundesweiten Vogelzählung von NABU und LBV, der „Stunde der Wintervögel“ vom 10. bis 12. Januar. „Wir möchten Anregungen geben, den Garten oder Kleingarten, den Schulhof oder die Ränder von Sportanlagen, Gewerbe- und Industriegebieten ein klein wenig ‚mönchsgrasmückenfreundlicher‘ zu machen“, sagt Christoph Gath, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Essershausen.

Seinen Namen hat der etwa spatzengroße Vogel vermutlich durch seine charakteristische Kappe
– man spricht von einer Feder-Kopfplatte – erhalten, die an den traditionellen Haarschnitt von Mönchen erinnert. Während sie beim Männchen schwarz ausgefärbt ist, ist sei beim Weibchen klar rostbraun zu erkennen, wie auch zunächst bei Jungvögeln. Und der kleine Vogel hat es in sich: „Er kann wohl als Gradmesser für dynamische Veränderungen in der Vogelwelt gesehen werden, auch für den Klimawandel, der sich langfristig auf das Zuggeschehen auswirkt“, vermutet Christoph Gath. Denn immer öfter ziehen Mönchsgrasmücken nur noch sehr kurze Strecken oder bleiben ganz vor Ort, sodass sie selbst in Schneewintern in Dörfern und Städten angetroffen werden können, wenn auch nicht in großer Zahl. „Was vor gut sechzig Jahren in Großbritannien begann, wo Mönchsgrasmücken dank der milden Winter bereits damals hinzogen statt in den Mittelmeerraum zu fliegen, setzt sich bei uns fort“, erläutert der Naturschützer. Vermutlich spielt auch die jenseits des Ärmelkanals sehr verbreitete und intensive Fütterung eine Rolle.

Aber klar ist: Der Klimawandel ist präsent – und lässt auch hierzulande Arten wie die Mönchsgrasmücke ihr Verhalten ändern. „Deshalb sind wir sehr gespannt auf die Zählergebnisse der nächsten ‚Stunde der Wintervögel‘ im Januar: In wie vielen Gärten, auf wie vielen Balkonen Hessens wird die Mönchsgrasmücke zu sehen sein?“, ruft der NABU-Mitarbeiter auf, sich an der größten Naturschutz-Mitmachaktion Deutschlands zu beteiligen. „Wer etwas für die Mönchsgrasmücke im eigenen Garten oder darüber hinaus tun möchte, sollte wissen, dass sie stets recht bodennah brütet, am liebsten in alledem, was wir mit ‚Gestrüpp‘ bezeichnen würden – also etwa hinter dichten Brombeerranken oder Schlehenästen, in dichtem Geäst von Hecken oder Strauchinseln, sowohl in lichten Wäldern als auch im Siedlungsraum“, so Christoph Gath. Die Bodennähe wird ihnen dabei oft zum Verhängnis, weil es Katzen und andere Beutegreifer leicht haben, die Nester aufzuspüren. „Aber auch hier zeigt sich: Je vielfältiger ein naturnaher Garten ist, je mehr heimische Heckensträucher und auch Bodenvegetation unter Hecken und an Heckenrändern vorhanden ist, desto größer sind die Bruterfolge“, bekräftigt der Naturschutz-Praktiker.

Auch die Förderung der Nahrungsquellen für Mönchsgrasmücken und Co. gehören dazu:
Heimische Stauden, wilde Ecken, eine kleine Wiese, Bäume und Sträucher fördern Insekten, die einen wesentlichen Teil der Nahrung ausmachen. Mönchsgrasmücken verschmähen aber auch pflanzliche Nahrung nicht, was ihnen gegenüber anderen Vogelarten durchaus einen Vorteil verschafft: „So stehen etwa auch Beeren oder gar Früchte auf dem Speisezettel! Daher können Beerensträucher, Holunder, Wildapfel und Wildbirne in einem solchen Garten sehr willkommene Elemente nicht nur für die Mönchsgrasmücke sein“, empfiehlt Gath.

Quelle: NABU Essershausen