02.01.2025
Hausbesitzer reagieren mit Nichts-Tun auf die Verunsicherungen beim Heizungsgesetz
Politik-Chaos bremst energetische Sanierungen aus
Die Diskussionen um die Rücknahme des Gebäudeenergiegesetzes verunsichern die Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern zusehends und verhindern damit notwendige energetische Sanierungen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter mehr als 2.000 Eigenheimbesitzern.
Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND)
Die Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) sowie die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) halten stabile politische Rahmenbedingungen im Gebäudesektor für notwendig. Das Gebäudeenergiegesetz müsse zwar in der kommenden Legislaturperiode ohnehin weiterentwickelt werden, um EU-Vorgaben umzusetzen. Dies müsse jedoch behutsam und ohne populistische Debatte geschehen.
Nahezu alle Hausbesitzerinnen und -besitzer (91,5 Prozent) in Deutschland wünschen sich von der Bundesregierung mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit bei politischen Maßnahmen, die ihr Haus betreffen. Dieser Wert ist über das gesamte politische Spektrum hinweg sehr hoch, bei Wählerinnen und Wählern von CDU/CSU jedoch mit insgesamt 95 Prozent am höchsten.
Verlässliche Rahmenbedingungen für die energetische Sanierung
Insbesondere vermissen die Eigenheimbesitzer verlässliche Rahmenbedingungen für die energetische Sanierung – also Maßnahmen wie der Heizungstausch, die Fenstermodernisierung oder die Dämmung. So geben mehr als 50 Prozent der Befragten an, bisher nicht saniert zu haben, weil sie aufgrund der politischen Debatte über die Sanierungsförderung und das als „Heizungsgesetz“ bezeichnete Gebäudeenergiegesetz verunsichert seien. Besonders ausgeprägt ist die Verunsicherung unter Wählern der CDU/CSU mit einer Quote von 61 Prozent und der FDP mit 69 Prozent. Gleichzeitig befürchtet die Hälfte der Befragten, dass sich binnen weniger Jahre die Anforderungen an Sanierungen erneut verändern werden, was den Modernisierungseifer stark bremst.
Klimaziele und Vorgaben der EU erreichen
„Das sind schlechte Neuigkeiten, denn der Hausbestand in Deutschland überaltert derzeit immer mehr. Um Klimaziele und Vorgaben der EU zu erreichen, müssten jährlich mindestens 2 Prozent der deutschen Wohnhäuser saniert werden, wir liegen aber aktuell bei weniger als 1 Prozent“, sagt Carolin Friedemann, Gründerin und Geschäftsführerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland.
Wohnsicherheit steht bei Hauseigentümern an erster Stelle
Die Umfrage zeigt auch, dass die politisch ausgelöste Verunsicherung auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Hauseigentümer gefährden kann. Denn mit ihrem Eigenheim verbinden Eigenheimbesitzer in der Regel mehr als nur Immobilienbesitz. Bei rund 60 Prozent der Befragten steht das das eigene Heim auch für Wohnsicherheit. Dieser Wert ist weitgehend unabhängig von der Parteipräferenz. Zudem denken jeweils rund 40 Prozent der Befragten bei ihrem Haus auch an „Gemütlichkeit“ und „Altersvorsorge“.
Sanierungen brauchen politische Verlässlichkeit
„Wer ein Haus besitzt, ist auf Verlässlichkeit angewiesen, das ist ein Wert an sich. Sie ist die Grundlage für Sicherheit im Alltag und im Ruhestand – und eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Gebäudeeigentümer über eine energetische Sanierung nachdenken. Diese Verlässlichkeit hat die noch amtierende Bundesregierung mit dem Gebäudeenergiegesetz verspielt. Die nächste Regierung ist gefordert, den Besitzerinnen und Besitzern von Häusern Vertrauen zurückzugeben und die Wärmewende voranzubringen“, sagt IKND-Geschäftsführerin Friedemann. „Das bedeutet für uns eine Weiterentwicklung statt einer Rückabwicklung des Gebäudeenergiegesetzes.“
Schub für die Baukonjunktur braucht Vertrauen in politische Maßnahmen
„Auch die Bauwirtschaft braucht dringend sichere und verlässliche Förderprogramme und Gesetze“, ergänzt Thomas Drinkuth, der mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG) verschiedene Branchen der Bauindustrie vertritt. „Jahrelang war der Bausektor eine Konjunkturstütze in Deutschland. Mehr als 420 Milliarden Euro sind im Jahr 2023 in die Errichtung und Modernisierung von Gebäuden geflossen. Beide Bereiche sind nun auf dem Rückzug. Die nächste Bundesregierung muss stabile und attraktive Bedingungen schaffen, um diesen Negativtrend umzukehren und die Baukonjunktur wieder zu stärken. Bauherren investieren hohe Summen – dafür ist Vertrauen das A und O.“
Auch Wohnungseigentümergemeinschaften brauchen Sicherheit
„Diese Umfrage unter Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern spiegelt auch die Lage der Wohnungseigentümer wider, die in unserem Verband Mitglied sind“, ergänzt Dr. Sandra von Möller, Vorständin des Verbraucherschutzverbandes Wohnen im Eigentum.
„Wohnungseigentümergemeinschaften haben aufgrund ihrer strukturellen Besonderheiten bei Sanierungsprojekten lange Vorlauf- und Planungszeiten, denn sie müssen zunächst einen oder häufig sogar mehrere Beschlüsse fassen, was sie in der Regel einmal im Jahr auf der Eigentümerversammlung tun können. Auch deshalb ist die Sanierungsquote im Wohnungseigentum gering. Umso wichtiger sind verlässliche politische Rahmenbedingungen und Förderprogramme. Ansonsten ist zu befürchten, dass energetische Sanierungen entweder zum Stillstand kommen oder gar nicht erst in Angriff genommen werden.“, so Dr. von Möller weiter.
Über die Studie
Die Umfrage wurde von der B+L Marktdaten GmbH deutschlandweit im August / September 2024 im Auftrag von IKND und RTG durchgeführt. Online wurden 2.028 Menschen befragt, die ein Ein- oder Zweifamilienhaus besitzen und dieses selbst nutzen. Sie stehen repräsentativ für die Eigentümer der mehr als 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland.
Quelle:
Initiative Klimaneutrales Deutschland